Der ultimative Surfkick an der Costa de la Luz in der südlichsten Ecke Spaniens. Das ist Rodeoreiten auf spanisch (nur für Fortgeschrittene), zwischen Felsen und Weißwasserwalzen, das ist wie Surfen im Kochtopf. Als mein Freund Marcus und ich das erste Mal (Weihnachten ´96) nach Tarifa gekommen sind, haben wir mit allem gerechnet, nur nicht mit dem, was uns dort die folgenden 3 Wochen erwarten würde.
Nach knapp 30 stündiger Autofahrt von Düsseldorf nach Tarifa, fast ausschließlig über Landstraßen und gebührenfreien Autobahnen, kamen wir dann Montag morgens gegen 02:00 Uhr über dem Berg von Algeciras in Tarifa an. Kaum Tarifa in Sichtweite, fing der Wind auch schon kräftig an am Lenkrad zu zerren. Wir mußten natürlich direkt ans Wasser, kannten uns aber in Tarifa noch gar nicht aus, so suchten wir nachts um 02:00 Uhr irgendwo zwischen Tarifa und der Düne einen Zugang zum Wasser. Schließlich fanden wir eine Klippe direkt neben Camping Torre de la Pena 1. Dort schauten wir beeindruckt auf die Brandung. Viel Wind hohe Brandung und viele, viele Felsbrocken und Klippen. Wir sagten uns “Naja, wir surfen ja wohl eh an der Düne mit feinem Sandstrand.” Danach fuhren wir zum Aussichtspunkt in den Bergen vor Tarifa zurück und schliefen bis zum nächsten Morgen dort. Morgens schwächelte der Wind ein wenig mit ca. 4-5Bft., so haben wir uns erst mal Tarifa, die Spots bis zur Düne, die Bucht von Bolonia angesehen und uns einen ruhigen Tag gemacht. Wir hatten eh noch ein wenig Schlaf nachzuholen. Gegen abend klapperten wir alle Campingplätze ab und entschieden uns dann für Torre de la Pena 1 unterhalb der Landstraße. Es war zwar der am schäbigsten aussehende Campingplatz, aber die Sanitäranlagen waren ok und es war der einzige Campingplatz, wo kaum noch ein Stellplatz frei war. Dort standen die meisten Womo-Selbstausbauten rum. Im nachhinein gesehen war das auch die beste Wahl für uns.
Wir ergatterten noch einen kleinen Stellplatz hinter einem Sanitärhäuschen, das uns ein wenig Schutz vor dem wieder auffrischenden Wind (ca.8Bft) bot. Wir hatten noch nicht eingeparkt, da kam auch schon unsere Platznachbarin auf uns zu, um uns zu beschnuppern. Wie sich später herausstellte, war es die Ex-Worldcuperin Herma de Jong. Mit Ihr und ein paar anderen machten wir dann auch für die folgenden 3 Wochen die Spots rund um Tarifa unsicher. Am nächsten Morgen (Heilig Abend) ging es dann an den Nachbarstrand bei Hostal Millon. Es blies schräg auflandig mit guten 8Bft. Der Shorebreak und die starke Strömung machte das Starten nicht gerade leichter. Durch den flachen Sandstrand existiert dort ein sehr breiter Brandungsgürtel mit ca. 7 Weißwasserhürden, die man erst nehmen muß, um raus zu kommen. Den richtigen Startzeitpunkt kann man da kaum noch abschätzen, irgendwo kommt man immer in ein Set rein. Da muß man halt durch… und wenn man denkt, man hat es geschafft und ist draußen, dann kommt halt noch ein größeres Set und haut einen dann wieder in die Brandungszone zurück. Wenn es einen da draußen ludert, kann man sich auf viel schwimmen gefasst machen und man wünscht sich wieder an das rettende Ufer zurück. So hatten wir uns unseren ersten Surftag in Tarifa nicht ganz vorgestellt. Von wegen Speedrevier, das war auch für uns eine heftige Überraschung. Halt ein Weihnachtsgeschenk von Petrus an uns, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Aber am Abend war dann alles bei reichlich Rioja wieder schnell vergessen und in geselliger Runde gab es dann erst mal in dem kleinen Restaurant an Fuße des Campingplatzes ein Heilig Abend Menü. Später ging es dann noch nach Tarifa rein, wo wir uns erst mit anderen Surfen in einem Appartement trafen. Da waren dann Surfer aus England, den Niederlanden, Norwegen und Deutschland bunt gemischt. Bei so einer Runde wird es so schnell nicht langweilig.
Zuerst erzähle ich ein wenig über unseren Surfspot am Campingplatz Torre de la Pena 1 und die angrenzenden Spots. Torre de la Pena 1 liegt in der Mitte der langen Bucht zwischen Tarifa und der Düne (siehe animiertes GIF-File oben). In diesem Bereich der Bucht ist das Ufer recht steil und felsig. Hier und an den Nachbarspots Hotel Hurrican (Club Mistral), Hostal Millon und DosMares gibt es auch die besten Wellen. Bei Flut kann schon mal der komplette Strand vor Torre 1 im Meer verschwinden. Wenn die Strömung dann noch sehr stark ist, spült sie dann den kompletten Sand weg und übrig bleibt nur ein schroffer Felsboden. Das sieht aber bei Ebbe schlimmer aus als es ist, man sollte nur immer einen Wasserstart aus dem Schwimmen machen, auch wenn man noch stehen kann. Denn nur allzu leicht klemmt man sich einen Fuß zwischen den Felsen ein oder knickt um, wenn wieder das nächste Weiswasser kommt. Der einzige Startplatz, der bei Flut noch bleibt, ist ein kleines Betonpodest neben der Bar , das bis ins Wasser reicht. Sehr guter und sicherer Wasser- und Beachstart sind absolute Voraussetzung, sonst wird es leicht gefährlich. Gelingt der erste Startversuch nicht, wird es schwierig, denn vor dem Podest ist dann eine extrem starke Strömung und auch ein brutaler Shorebreak. Trotzdem ist Torre de la Pena 1 einer der besten Spots in der Bucht. Die Wellen laufen recht kontrolliert und brechen an klar definierten Punkten. Etwas weiter Richtung Tarifa liegt der Spot Hostal Million. Hier sieht es schon wieder ein wenig anders aus. Dort gibt es wesentlich mehr Sand und das Meer wird allmählich tiefer. Das heißt zwar weniger Steine und Felsen, aber ein wesentlich breiterer Brandungsgürtel. Die Wellen brechen dort wesentlich chaotischer und vereinzelt auch noch recht weit draußen, wo man eigentlich nicht mehr damit rechnet. Bei nicht so heftigen Bedingungen macht der Spot viel Spaß und ist dann auch recht einfach zu fahren. Zwischen Torre de la Pena 1 und Hostal Million liegen der Spot Hotel Hurrican (Club Mistral) und direkt neben Hostal Million liegt Dos Mares. Beide sind sehr gute Wave-Spots, wobei Hotel Hurrican eher nach Torre kommt und Dos Mares eher nach Hostal Millon. Alle diese Spots liegen sehr dicht bei einander (ca.300-400m zwischen Torre 1 und Hostal Million).
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